Sonntag, 1. März 2015

IS wütet im Museum von Mossul (Syrien und Irak im Februar 2015)

Terroristen zertrümmern eine assyrische Statue im
Museum von Mossul
(Ausschnitt aus einem Video des IS)
Am 26. Februar wurde ein Video des IS bekannt, das Terroristen zeigt, die mit Vorschlaghämmern und Presslufthämmern assyrische Statuen im Museum von Mossul und in Ninive zertrümmern - bislang die plakativste und provokanteste Aktion des IS.
UNESCO Generaldirektorin Irina Bokova fordert eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats zu den Zerstörungen in Mossul:
Als Reaktion auf die Zerstörungen in Mossul wurde nach 12 Jahren Schließung das Nationalmuseum in Bagdad am 28.2. wieder eröffnet. Das Museum war im Irak-Krieg unter den Augen der US-Truppen geplündert worden. Nur rund 1/3 der Objekte ist seitdem wieder aufgetaucht.

Kommentare:

Im Video ergibt sich teilweise der Verdacht, dass es sich um kolorierte Gipskopien handelt. Inzwischen sagt der irakische Gouverneur, der derzeit in Bagdad im Exil weilt, die Mehrzahl der Statuen seien Kopien, die Originale befänden sich derzeit in Bagdad. Nur zwei Stücke seien mit Sicherheit Originale. Sieben weitere Originale wären interessanterweise  in dem Video nicht zu sehen, angeblich wären diese zuvor abtransportiert worden. Türkei und der Libanon seien aufgefordert, den Handel dieser Objekte zu verhindern.
Eine erste Schadensanalyse versucht:
    Die Nachricht aus Mossul reiht sich auch diesen Monat wieder ein in eine ganze Reihe von Meldungen über Zerstörungen und Plünderungen. Schon seit Anfang Februar gibt es widersprüchliche Meldungen über Bücherverbrennungen in Mossul: Bibliotheken in Mossul werden von 'nicht-islamischen' Schriften gesäubert. Angeblich wurden sie verbrannt, doch gibt es auch hier den Verdacht, dass einiges abtransportiert wurde und auf dem Antiquariatsmarkt zu Geld gemacht werden soll.
    IS sprengt eine Kirche bei Mossul:
    Zusammenstellungen der Meldungen über Zerstörungen und Raubgrabungen finden sich bei:
    Einen Überblick bietet auch die schon seit 2011 von Ross Burns betriebene Website monumentsofsyria.com mit einem Fundstellenregister 


    Für diesen Blopost hatte ich erstmals eine positive Überschrift gewählt - "Gute Nachrichten aus Syrien und Irak [und jede Menge schlechter]" sollte der Post heißen. Erstmalig schien es nämlich tatsächlich mal eher gute Nachrichten aus Syrien zu geben. Dann gingen am 26./27.2. Bilder aus dem Museum von Mossul und aus Ninive durch die Medien. Jetzt aber doch zu den 'guten' Nachrichten:

    UN hat ein Handelsverbot für archäologische Funde aus IS-Gebiet erlassen!


    Die UN spricht einen Bann über den Antikenhandel mit Funden aus Syria aus:

    Es scheint mir nicht ganz auszuschließen, dass die Zerstörungen in Mossul auch eine Reaktion auf die UN-Resolution darstellen.
    Im Vorfeld der Verabschiedung wurde deutlich, dass die politischen Interessen weniger dem Kultugut gelten, sondern vielmehr darauf abzielen, dem IS die Finanzierungsquellen zu verstopfen. Eine russische Initiative Anfang Februar richtet sich gegen den illegalen Handel mit Öl und Antiken wie auch gegen die IS-Strategie aus Geiselnahmen Lösegelder zu erzielen.

    Ein Bericht des United Nations Security Council (UNSC) zur Finanzierung von Terrorgruppen in Bezug auf Syrien nennt nur IS und al-Nusra als Gruppen, die sich aus Plünderungen finanzieren. Tatsächlich scheinen aber auch die Freie Syrische Armee wie auch das Assad-Regime nicht unbeteiligt. Wer also sind die Plünderer?
    Sinn macht so ein Handelsverbot allerdings nur, wenn nun auch konsequent die Provenienznachweise kontrolliert werden.

    Weitere Berichte zu Terrorismus und Plünderung:

    In diesem Zusammenhang noch eine gute Nachricht: Die Aussage, an Antiken klebe Blut, darf durch den Kunsthandel nicht mit einer Unterlassungsklage unterbunden werden:

    Wiederaufbau

    Eine weitere gute Nachricht: An einer ganzen Reihe von geschädigten Museen wird angeblich kräftig an Restaurierungsmaßmnahmen gearbeitet:
    Krak des Chevaliers in Syrien
    (Foto: A Travers [CC BY-NC-ND 2.0] bei flickr)
    Genannt werden auch Reparaturmaßnahmen am Crac des Chevaliers.

    Überlegungen werden auch zum Wiederaufbau in Aleppo angestellt:
    Möglicherweise ist das verfrüht, denn in Aleppo soll die Rebellenarmee wieder auf dem Vormarsch sein.
    Nicht wieder herzustellen sind jedoch die geplünderten archäologischen Fundstellen. Viele Funde werden hier durch unprofessionelle Bergung und mangelnde Konservierung zerstört, Fundzusammenhänge vernichtet. Raubgrabungslöcher wird man oberflächlich durch Verfüllung kaschieren können, die Befunde lassen sich freilich nicht wieder herstellen.


    Die Evakuierung des Suleyman Shah

    Am 22.2. evakuierte die türkische Armee ihre Wachtruppen die türkische Exklave um das Grab von Suleyman Shah (ca. 1178 – 1236). Das Grabmal (das sich schon öange ncht mehr an der originalen Stelle befindet) wurde angeblich gleich mitverlegt. Damit dürfte auch dieser Risikopunkt erstmals entschärft sein.
    Etwas irritierend ist die Feststellung, dass die türkische Fahne nun im syrischen Dorf Aşme gehisst worden sein, wo das Grab von Suleyman Shah künftig angelegt werden soll - keine Auskunft ob und wie das mitten im Bürgerkrieg mit der syrischen Regierung ausgehandelt wurde.

    • https://conflictantiquities.wordpress.com/2015/02/23/syria-turkey-suleyman-shah-tomb-transfer-mausoleum-destruction/

    interner Link

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