Freitag, 2. August 2013

Ägyptens archäologische Stätten in der aktuellen politischen Krise (Juli 2013)

ein Gastbeitrag von Jutta Zerres

Auch knapp einen Monat nach dem Sturz des Präsidenten Mursi dringen kaum Nachrichten darüber durch, wie sich die derzeitige politische Krise des Landes auf die archäologischen Stätten auswirkt. Die wenigen Meldungen kamen zunächst nicht aus der Presse, sondern wurden von der Facebookgruppe „Egypt’s Heritage Task Force“ in den sozialen Netzwerken veröffentlicht. Wie zu befürchten war ist die unsichere Lage, in der die Sicherheitskräfte zu Einsätzen bei aktuellen Unruhen abgezogen wurden,  erheblich ausgenützt worden, um Plünderungen zu begehen oder das Land im Bereich archäologischer Stätten illegal zu okkupieren. Hier eine Chronologie der Berichte der Gruppe:

- 11. Juli: Nach Abzug der Armeeeinheit, die die Stätte von Dahshur in den letzten Monaten geschützt hatte, kam es wieder zu Plünderungen im Pyramidenfeld.

-12. Juli: Illegale Landnahme Tel  al Yahudia, nachdem ein Versuch am 30. 6. gescheitert war.

- 19. Juli: Grundwasser bedroht das Mausoleum von Taba Taba.

Ostseite der Südpyramide des Sesostris I., Lisht, Ägypten
(Foto: Roland Unger, 2003 [CC BY-SA 3.0] via Wikimedia Commons)
- 28. Juli: Es wird über Plünderungen in Dahshur, Lischt, Giza, Mit-Rahnia, Abu-Sir-al Maleq, Akhmin, Sheikh Ibada (Antinoopolis) und Tuna-el-Jebel berichtet.

- 30. Juli: Es werden illegale Landübernahmen aus folgenen Orten in der Nordküstenregion gemeldet: Sanaqra, Tell Maria, Karam, Hemeida, Borg-el-Arab, el-Amereya.

- 31. Juli: Plünderungen in archäologischden Stätten bei  Daqahliya

https://www.facebook.com/EgyptsHeritageTaskForce?fref=ts

Erst in den letzten Tagen griff auch die internationale Presse die Thematik auf:


Am Montag, dem 29.07. berichtete Ahram Online von einem Vorstoß des neuen Antikenminister Mohammed Ibrahim. Er schlägt die Aufnahme von zwei neuen Paragraphen zum Kulturgüterschutz in den Entwurf der neuen Verfassung vor. Der erste Paragraph besagt, dass die Nation ungeachtet unterschiedlicher politischer und ideologischer Ausrichtungen, Ägyptens kulturelles und archäologisches Erbe zu schützen habe. Es soll verboten werden dieses zu fälschen, zu verschandeln oder zu beeinträchtigen. Der zweite Paragraph verpflichtet die Behörden das kulturelle und archäologische Bewusstsein unter den Ägyptern sowie in regionalen und internationalen Gemeinschaften weiträumig zu verbreiten.
In der von der Regierung Mursi erarbeiteten Verfassung kam der Kulturgüterschutz gar nicht vor, insofern stellt der Vorschlag des Ministers eine Fortschritt dar. Es bleibt zu hoffen, dass diese Initiative mehr ist als ein Lippenbekenntnis

Die Wiedereinsetzung Mohammed Ibrahims in das Amt des Antikenministers war stark kritisiert worden, wie Ahram online am 16. Juli berichtete :

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